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Computervirus: Theoretische und praktische Anfänge
1949 veröffentlichte John von Neumann seine Arbeit mit dem Titel „Theory and Organization of Complicated Automata“ und legte damit den theoretischen Grundstein für den Computervirus. In ihr stellte er die These auf, dass ein Computerprogramm sich selbst wiederherstellen kann. 1961 gelang es Forschern, diese These in ein Spiel zu überführen. Zwei oder mehrere Spieler versuchten, das jeweils andere Programm zu überschreiben. 1972 veröffentlichte Veith Risak den Artikel „Selbstreproduzierende Automaten mit minimaler Informationsübertragung“, in dem über ein zu Forschungszwecken geschrieben Virus berichtet wird. 1980 verfasste Jürgen Kraus eine Abhandlung über einen Vergleich zwischen biologischen und digitalen Viren. Zwei Jahre darauf wurde dann ein Computervirus namens Elk Cloner von Rich Skrenta entwickelt, das sich selbst über Disketten verbreiten konnte.
Die ersten funktionierenden Viren
In Fred Cohens Doktorarbeit von 1984 „Computer Viruses – Theory and Experiments“ wurde das erste funktionierende Virus für das Betriebssystem Unix vorgestellt. 1986 wurde das erste Computervirus auf einem Großrechner an der FU Berlin verzeichnet. Zur gleichen Zeit wurde in Pakistan das erste Virus für das Betriebssystem MS-DOS verbreitet. Der Verbreitungsweg waren Schwarzkopien von Originalsoftware - was damals noch erlaubt war. Durch diese verbreitete sich das Virus. Es verbreitete sich sogar bis in die USA. Allerdings war dieses Computervirus relativ harmlos, da es nur Inhaltsverzeichnisse umbenannte.
Das erste Virus für Macintosh-Rechner
1987 wurde das erste Virus für den Macintosh-Rechner entdeckt. Apple reagierte darauf mit einer Antivirensoftware, die mit dem Gerät ausgeliefert wurde. Kurz darauf wurde in Deutschland zum ersten Mal das speicherresidente und verschlüsselte Cascade-Computervirus entdeckt. Durch die aggressivere und komplexere Codestruktur gehört das Cascade-Virus zum ersten Virus der zweiten Generation. Dazu zählt auch das PLO-Virus, das am Freitag den 13. alle .com- und .exe-Dateien löscht und an allen anderen Tagen die Rechnergeschwindigkeit verlangsamt.
„Das große Computervirenbuch“ von Ralf Burger enthielt Quellcodes einige Viren, die in den Folgemonaten in Dutzenden Modifikationen in der Öffentlichkeit auftauchten. 1988 erschien das „Virus Construction Set“ mit dem nun auch Anfänger eigene Viren entwickeln konnten. Ein Jahr darauf wurde dann das erste polymorphe Computervirus V2Px entdeckt, das sich immer wieder neu verschlüsselte und damit nur sehr schwer zu entdecken war.
Computervirus: Microsoft-Viren
Ab 1990 wurden Viren zunehmend komplexer konstruiert. Einmal, damit sie sich gegen die Entdeckung durch Antivirenprogramme schützen konnten und zum anderen damit sie sich besser und schneller weiterverbreiten konnten. 1992 wurde dann das Thema Computervirus durch das Michelangelo-Virus der Öffentlichkeit bekannt und löste eine Hysterie aus.
Mit dem Erscheinen von Microsoft Windows 95, das der breiten Masse ein Grafisches Betriebssystem zur Verfügung stellte, wurde es für Virusentwickler interessant. Zunächst erschien erste Schadsoftware für Microsoft Word. Da Dokumente deutlich öfter getauscht werden als Programme, bezeichnet man Viren, die für die Verteilung von Inhalten konstruiert wurden, auch als Makroviren. In den folgenden Jahren wurden Computerviren für den gesamten Office-Bereich entwickelt. 1996 erschien dann das erste Virus für das bis dahin als sicher geltende Windows 95. In den folgenden Jahren dachte man für eine kurze Zeit, dass der Kampf zwischen Antivirenherstellern und Computervirenautoren zugunsten der Verteidiger gewonnen war, bis mit W32.HPS, W32.Marburg und Regswap die ersten polymorphen bzw. metamorphen Viren für das Betriebssystem Windows-32-Bit entdeckt wurden und letztendlich auch die ersten HTML Viren erschienen.
Das Computervirus überfällt die neuen technologischen Entwicklungen
Ab dem Jahr 2002 war langsam klar, dass kein technisches Gerät, das zur Funktion Software benötigt, von Viren verschont bleibt. Je größer die Verbreitung eines Programms, desto größer auch das Interesse von Virenautoren. 2004 erschien der PocketPC für die breite Masse und zeigte, dass die privaten Haushalte nicht vom Computervirus verschont bleiben werden. Kurz nach dem Erscheinen von Windows XP 64-bit wurden auch dort Viren entdeckt, die speziell für dieses Betriebssystem geschrieben wurden. Nachdem 2005 bereits Würmer für das Betriebssystem Symbian OS für Handys geschrieben wurden, entwickelten Virenautoren die erste infektiöse Schadsoftware, der die Handys lahmlegen konnte.
Viren heute und in Zukunft
Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Zeit der Viren, die wir heute kennen. Antivirenentwickler und Virusautoren liefern sich einen Wettkampf, den wohl auf absehbare Zeit niemand für sich entscheiden wird. Durch immer neu erscheinenden Programme werden immer wieder neue Lücken in das System programmiert. Die Komplexität der Programme geht auf Kosten der Verstehbarkeit. Sie sind zu groß, um genau zu wissen, was eigentlich wie bzw. warum passiert. Updates schließen und öffnen zur gleichen Zeit bekannte bzw. neue Lücken. Das Computervirus ist aber Gefahr und Chance zugleich. Erkannte Probleme erfordern gesellschaftliche Lösungen, sodass die Forschung über Computerviren vielleicht auch übertragbar ist auf andere Teilgebiete der Wissenschaft.
Eine Lösung für diese Endlosproblematik ist allerdings nicht in Sicht. Einzig und allein eine grundsätzliche Restrukturierung der Programmcodierung, die von Anfang an auf Sicherheit ausgelegt ist, könnte den Computerviren den Garaus machen. Ein erster Vorschlag in diese Richtung wurde bereits vorgelegt. Allerdings ist der momentane Preis für Softwaresicherheit eine Unterkomplexität der Programmstruktur, die heutigen Softwareanforderungen in keinster Weise gerecht wird.
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